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«Ein Umzug unter erschwerten Bedingungen»

Zürichsee-Zeitung, 31.03.2017 
«Ein Umzug unter erschwerten Bedingungen»
In den vergangenen zehn Monaten wurde das Küsnachter Alterszentrum Bethesda saniert. Während dieser Zeit kam es zu mehreren Umzugsetappen. Die letzte betraf jene Bewohner, die vorübergehend im Zolliker Beugi wohnten.

Im Zolliker Alterszentrum Beugi herrscht Aufbruchstimmung. Männer in Ar­beitsgewändern rollen Umzugsmaterial zum Ausgang: Pflegeutensilien, Möbel, persönliche Ge­genstände. Draussen beim Ein­gang stapeln sich bereits andere Sachen. Bald kommt der Lastwagen des Zügelunternehmens zurück, zum x-ten Mal an diesem Tag, dann wird alles eingeladen und nach Küsnacht ge­fahren. Bei Lydia Schmidli ist es erst in zwei Tagen so weit. Auf­geregt ist sie trotzdem schon. «Einen alten Baum sollte man nicht mehr verpflanzen», sagt sie.

Ihr habe es in Zollikon gefallen. Die Frau am Rollator ist eine von knapp 50 Bewohnerinnen und Bewohnern des Küsnachter Be­thesda Alterszentrums, die während zehn Monaten im Beugi untergebracht waren. Dies, weil die Altersresidenz in Küsnacht umgebaut wird.

   

Für Willy Wiedmer vom gleichnamigen Umzugsunternehmen ist ein solcher Umzug immer ­wieder speziell. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er in zweiter Generation in diesem Metier tätig. Der Zügelprofi macht alles: Vom Transport eines einzelnen Möbelstücks über den kompletten Umzug eines Villenaushalts bis hin zum Firmenumzug. Wie etwa die Dislozierung eines La­bors ist auch jene einer Alterseinrichtung besonders tückenreich. Aber die Wiedmer AG hat seit dem ersten Mal viel dazu gelernt. «Damals ging es noch nicht so ruhig über die Bühne.» Die Be­wohner an Rollatoren und seine Zügelmänner seien sich gegenseitig im Weg gestanden. «Seither empfehlen wir für die betroffenen Bewohner einen Ausflug.» Besonders anspruchsvoll sei die Anzahl der Involvierten: die Heimbewohner und deren Angehörige, die Pflegenden sowie die Zentrumsleitung.

Am Umzugstag selber eilt es. Denn zwischen morgens um 7.30 Uhr und 17 Uhr muss die komplette Zimmereinrichtung vom einen Ort eins zu eins an den anderen verfrachtet werden. Möbel werden mit durchsichtiger Schutzfolie eingepackt, Jacken, Mäntel in speziell vorgesehene Kartonschachteln gehängt, weitere Kleidungstücke zusammengelegt in Kisten verpackt, genau­so Bücher, CDs, Bilder und Fotos.

«Wir empfehlen für die betroffenen Bewohner einen Ausflug.»

Willy Wiedmer, Zügelunternehmer

Dass am heutigen Zügeltag die Sonne scheint, macht vieles einfacher: kein zusätzliches Abdecken, kein Gedränge beim Eingang. Die Zügelmänner können vor­wärtsmachen mit dem Hin­ausräumen. Die wenigen noch verbleibenden Bewohner schau­en dem Treiben interessiert zu. Die Mehrheit von ihnen hat den Umzug bereits hinter sich. Gezügelt werden gleich ganze Abteilungen – mitsamt der dazuge­hörigen Pflegestation. Sie sind bereits abteilungsweise von Küsnacht ins Provisorium nach Zol­likon gezogen.

«Das Ziel war es, die Wohnbereiche beieinanderzubehalten, da­mit die Bewohner während der Phase im Provisorium die gleichen Bezugspersonen hatten», sagt Zentrumsleiter Sascha Gisin. Sein Fazit des zehn Monate währenden Umbaus: «Es ist ruhig verlaufen.» Dies, obschon es während dieser Zeit zu weiteren Umzugsetappen kam, weil die Bewohner auch innerhalb des Zentrums in Küsnacht umziehen mussten für die Renovation. Gisin hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. So seien sie darauf hingewiesen worden, dass es im Vorfeld zu mehr Austritten kommen könnte. «Das ist aber glück­licherweise nicht eingetreten.» Die Bewohner wurden früh­­zeitig informiert und die Pfle­genden haben den Umzug im­mer wieder thematisiert. «Man kann so etwas nicht genug kommunzieren», sagt Gisin dazu.

  

Maja Neuenschwander macht einen entspannten und zufriedenen Eindruck. Sie ist froh, zurück im Bethesda-Zentrum zu sein. Im Beugi in Zollikon sei es recht eng gewesen. Jetzt hat sie ihr altes – inzwischen renoviertes Zimmer zurück. Während Neuenschwander mit einem Mitbewohner an einem Tisch in der Cafeteria sitzt, geht es im zweiten Stock des Osttrakts geschäftig zu und her.

Einige von Wiedmers Angestellten rollen Möbel und Kisten in die Zimmer, andere sind daran, die Kartonschachteln auszupacken. Anhand eines Fotos werden sie den Raum einrichten, wie ihn die Kollegen in Zollikon am Morgen früh angetroffen haben. Den letzten Schliff übernimmt dann der Pflegedienst.

Die Freude über die Rückkehr nach Küsnacht ist allenthalben spürbar – auch bei Pflegedienstleiterin Evelyn Hössli. «Der Um­zug ist ein spezielles Erlebnis.» Die ganze Phase sei aber auch streng gewesen. Hössli ist er­leichtert, dass alles gut gegan-gen ist.

Wiedmers Männer haben noch eine gute Stunde Zeit, um die Zimmer fertig herzurichten. Vor dem Eingang des Bethesda-Zen­trums findet derweil ein Apéro statt. Und bald werden jene Bewohner zurückerwartet, die sich auf einen Ausflug begeben haben, um sich der Aufregung des Umzugs zu entziehen. (Zürichsee-Zeitung)

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