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Fachmagazin "der möbelspediteur"

Fachmagazin der moebelspediteur, 01.2016
«Verkauft und nun? Was aus Umzugsunternehmen wird.»

Was passiert, wenn ein Umzugsbetrieb verkauft wird? Wie geht es mit den Kunden und Mitarbeitern weiter? Vor genau fünf Jahren verkaufte das Ehepar Holliger sein Unternehmen an die w. wiedmer ag. Wir schauen auf die Veränderungen.

Sie hatten alles richtig gemacht, die beiden Holligers: Über 35 Jahre lang hatten sich Anton und Margrith Holliger in Volketswil, eine 18.000-Seelen-Gemeinde im Kanton Zürich, einen Namen als zuverlässiges Umzugsunternehmen aufgebaut. Ins Personal wurde ebenso investiert wie in den Fuhrpark. Ein Musterunternehmen der Zügelbranche war "Holliger Möbeltransporte" geworden. Doch das Paar hatte ein Problem, das viele Unternehmerfamilien irgendwann ereilt: Es gab keinen Nachfolger. Was also tun, verkaufen oder schliessen? Vor genau dieser Entscheidung standen Holligers 2010. Doch anders als der Markt ausschaut, fanden sich vor fünf Jahren einfacher ernsthafte Interessenten für eine Firmenübernahme. Im Falle der Holligers, die sich in den Ruhestand verabschieden wollten, fand sich dieser in der W. Wiedmer AG aus Fällanden. 

Quelle „der möbelspediteur“ -  www.moebelspediteur.de

Text von Marc Mingstein:

Blitzsauber aufgestellt
Die Holligers hatten ein blitzsauberes Unternehmen abzugeben. Vorrangig im Privatumzug hatte sich das Ehepaar einen guten Namen aufgebaut. Und erst wenige Tage vor dem eigentlichen Verkauf, der im November 2010 über die Bühne ging, wurde sogar noch der Fuhrpark erweitert und ein neuer MAN TGM angeschafft. Kein Lkw im Fuhrpark war älter als sechs Jahre, nur de weniger verschleissanfälligen Auflieger und Möbelkoffer waren länger in Benutzung. 

Die Holligers entschieden sich für die W. Wiedmer AG als Käufer. Wiedmer, ein 1963 gegründetes und heute wie damals familiengeführtes Umzugsunternehmen, war etwa fünfmal so gross wie Holliger, beschäftigte 2010 rund 30 Mitarbeiter, besass 16 Fahrzeuge. Und hatte bereits damals schon grosse Lagerkapazitäten, denn neben dem Hauptsitz in Fällanden gab es schon Lagerstandorte in Dübendorf, Hombrechtikon und Schwerzenbach. Mit Holliger sollte eine Lücke auf der Karte in Volketswil geschlossen werden. Zudem war das Unternehmen seit Jahren auf extreme Expansion ausgelegt: Bereits 2001 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, 2005 schluckte man ertmals einen Mitbewerber, die Firma Buchwalder Transporte, 2006 wurde die Zürcher Feilager AG ins Unternehmen integriert. Die einheitliche Firmen-CI, ein sattes Schwarz, auf dem in leuchtorange ein riesiges "W" gepinselt steht, gibt es seit 2008. 

Für die Holligers sah der Deal nach einer Ideallösung aus: Ihr Unternehmen würde weiter bestehen. Denn wenn ein Unternehmen verschwindet, geht meistens auch ein Stück Geschichte und Tradition verloren. Mit Wiedmer sollte es anders laufen, zumal sich die beiden Firmen durchs Tagesgeschäft auch recht gut kannten: "Wir sind überzeugt, dass das Fortbestehen der persönlichen, zuverlässigen und vertrauenswürdigen Kundenpflege mit der Übernahme unseres Betriebs von der Wiedmer AG bestens gesichert ist", strahlte Anton Holliger noch im November 2010. Ins selbe Horn stiess wiedmer in seiner damaligen Mitteilung. Der "Wechsel zur Wiedmer AG war für beide Parteien ein Glücksfall", hiess es damals aus der Firmenzentrale in Fällanden. 

Alle Mitarbeiter der Holligers wurden von der Wiedmer AG weiter beschäftigt, mehr noch: Im Jahrestakt wuden beständig neue Arbeitskläfte ins Unternehmen geholt. Denn Wiedmer blieb bei seiner agressiven Expansionspolikik auch die kommenden Jahre treu: 2011 schuf man sich mit der Übernahme von Leuthold Transporte ein Standbein im Norden Zürichs, 2014 wurde der Traditionsbetrieb Schmid AG übernommen. Der letzte Neuzugang ist taufrisch: Zum 1. Januar wurde mit der Firma "Ulmerumzug" ein 37 Mann starkes Unternehmen übernommen. 

Doch zurück zu den Holligers: Den Namen Holliger tilgten Thomas und Willy Wiedmer recht bedächtig: Alle Lkw aus dem Holligerfuhrpark wurden sukzessive in das neue Wiedmer-Design überführt. Im Februar 2014 wurde der vorerst letzte Holliger-Lkw umlackiert. In Volketswil ist Wiedmer wie eh und je in Sachen Zügeln aktiv unterwegs, doch als Standort wurde die Stadt aufgegeben. Dafür wurde beispielsweise in Wädenswil ein riesiges Lagerzentrum neu errichtet. An die Marke und das Unternehmen Holliger erinnert heute nur noch eine Webseite (www.holliger-transport.ch), auf der seit genau fünf Jahren die immergleiche Dankesbotschaft als Erinnerung bestehen bleibt: "Wir danken Ihnen und allen Freunden des Hauses für Ihr Vertrauen; Holliger sagt auf Wiedmersehen." Manchmal bleibt einfach nicht mehr von einer Firma bestehen als Erinnerungen. 

W. Wiedmer AG: Fokus auf Selfstorage
Als nebenberuflicher Kleinspediteur begann 1961 die Karriere von Willy Wiedmer sen. in Zürich. Erst 1963 hängte er seinen Hauptberuf an den Nagel und legte mit der offiziellen Gründung den Grundstein für das heutige Wiedmer-Imperium: "Mit seinem Wohnzimmer als Büro und zwei Fahrzeugen erledigte er souverän die laufend zunehmenden Aufträge", schreibt die Firmenchronik. 

Heute ist Wiedmer einer der grössten Zügelspezialisten für den privaten und gewerblichen Bereich. Am stärksten hat sich das Unternehmen die letzten Jahre jedoch in den Lagerbereich, vor allem ins Selfstorage investiert. So wurde Mitte November 2015 mit der W-Lagerbox (www.w-lagerbox.ch) etwas "schweizweit einmaliges" geschaffen. Unter der neuen Dachmarke vereint Wiedmer seine vier Lagerstandorte in Wädenswil, Fällanden, Rümlang und Schwerzenbach. Die Besonderheit: Die Lagereinheiten lassen sich online buchen und bezahlen und die so gemietete Box lässt sich rund um die Uhr, auch an Feiertagen betreten.

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