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Das grosse Zügeln

ZO/AvU, 07.03.2018
«Kisten schleppen vor der Sanierung» 
Morgen muss das Baumer Gemeindehaus leer sein. Demnächst beginnt die Sanierung des alten Gebäudes. Die Verwaltung zieht diese Woche in ein Provisorium beim Werkhof um. Dort müssen die Beamten mit deutlich engeren Platzverhältnissen klar kommen.

Es herrscht geschäftiges Treiben an diesem Dienstagvormittag im Gemeindehaus Bauma. Kisten stapeln sich in den Korridoren. In den Zimmern, wo bis vor Kurzem noch gearbeitet wurde, stehen leere Regale vor entblössten Wänden. Arbeiter einer Umzugsfirma verladen vor dem Gebäude Mobiliar und Kartonschachteln in einen Lastwagen. Die gesamte Verwaltung zieht diese Woche in das Provisorium beim Werkhof um, denn das Baumer Gemeindehaus wird bis im April 2019 umfassend saniert und umgebaut. 

Logistische Herausforderung
Für den Umzug muss die Gemeindeverwaltung für drei Tage schliessen. «Am Montag haben wir gepackt. Am Dienstag wird alles in den Werkhof transportiert und heute Mittwoch heisst es dann am neuen Ort auspacken und einrichten», sagt Gemeindeschreiber Roberto Fröhlich. Ab Donnerstag soll der reguläre Betrieb wieder laufen. «Wir konnten nicht früher mit dem Umzug anfangen, da am Sonntag noch Abstimmungen waren.» Die Vorbereitungen laufen jedoch schon seit mehreren Wochen. 

Damit keine Unordnung entsteht, hat sich Fröhlich ein ausgeklügeltes System ausgedacht. Alle Gegenstände, Kisten und Möbel, die gezügelt werden, erhielten eine Etikette mit Angaben zum genauen Zielort. Jedes Geschoss hat eine andere Farbe, jeder Raum eine eigene Nummer. «Anders wäre es kaum möglich, die Übersicht zu behalten», so der Gemeindeschreiber. Die Baumer Verwaltung umfasst 30 Arbeitsplätze. «Zusammen mit dem Archiv ergibt das etwas 2000 Kisten plus Mobiliar.»

Die Spuren der Zeit
Viele der alten Büromöbel werden entsorgt. «Das Mobiliar ist zum Teil über 50 Jahre alt und hätte sowieso bald ersetzt werden müssen», sagt Fröhlich. Im Hinblick auf die Sanierung und den Umzug ins Provisorium habe die Gemeinde darum etwa 200'000 Franken in neue Möbel und sonstige Ausstattung investiert. «Das meiste kann nach der Zeit im Provisorium auch im frisch sanierten Gemeindehaus genutzt werden.» Im Werkhof habe man einzig die für die Verwaltung nötigen Telefon- und Internetleitungen einziehen lassen und sichergestellt, dass die Heizung funktioniert. 

Beim Ausmisten des alten Gemeindehauses kamen auch inige Relikte aus der Vergangenheit zum Vorschein. In einem Raum im Obergeschoss stapeln sich alte Schreibmaschinen, Rechner und Telefone mit Wählscheiben. Im Estrich stehen sogar noch Schränke mit altem Schulmaterial. Denn bevor die Verwaltung hier einzog, wurde das Gebäude als Schule genutzt. «Wir haben bei Brockenhäusern und Sammlern angefragt, ob die etwas damit anfangen können. Was niemand wollte, wird nun entsorgt», sagt Fröhlich. 

Sicherheit geht vor 
Der Umzug findet zum Teil unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. «In vielen Abteilungen gibt es vertrauliche Dokumente oder Archivmaterial, das nicht digital erfasst ist. Den Originalen darf auf keinen Fall etwas passieren», sagt Gemeindeschreiber Fröhlich. Die Mitarbeiter der zuständigen Abteilung haben den Auftrag, die Kisten mit dem sensiblen Material nicht aus den Augen zu lassen. Sie begleiten und bewachen sie persönlich auf dem Transport ins Provisorium. Auch der Transport der ganzen EDV-Anlage und des Servers erfordert besondere Aufmerksamkeit. «Beim Umzug und beim Wiederaufbau der Computer-Infrastruktur hilft uns das Regionale Informatik Zentrum aus Wetzikon», sagt Fröhlich. 

Beengte Verhältnisse
Im Gegensatz zum leer geräumten Gemeindehaus wirkt das Provisorium fast schon heimelig. Einige Verwaltungsangestellte sind im Erdgeschoss bereits dabei, ihre neuen Arbeitsplätze einzurichten, während die Männer der Umzugsfirma noch immer Kisten in die oberen Geschosse der ehemaligen Truppenunterkunft schleppen. «Der Platz ist eng, und das Gebäude ist auch sonst nicht optimal für die Verwaltung», sagt Fröhlich. «Aber die Baukommission hat dennoch auf bauliche Änderungen verzichtet. Schliesslich sind wir nur etwa ein Jahr hier.»

Zurückstecken müssen alle. Das grosse Sitzungszimmer, wo sich der Gemeinderat trifft, ist in einem niedrigen Raum im Dachstock untergebracht. Auch in der benachbarten Gruppendusche steht ein Sitzungstisch. «Das Sozialamt braucht einen separaten Raum für vertrauliche Gespräche. Die Dusche ist der einzige Ort, wo dafür Platz war», sagt Fröhlich. Auch andere Räume werden zweckentfremdet. Als Pausenraum für die Gemeindeangestellten dient die ehemalige Grossküche. Ihren Kaffe werden Fröhlich und seine Mitarbeiter künftig neben riesigen Kochtöpfen und Lüftungshauben trinken. Der Gemeindeschreiber nimmts locker: «Wenigstens können wir hier gleich 50 Liter Kaffee aufs Mal Kochen»

Manuel Bleiber, ZO/AvU, Mittwoch, 7. März 2018

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